Seiteninhalt
30.01.2020

Holocaust

Erinnerung genügt nicht mehr


Mahnung und Gedenken für die Opfer des Holocaust


Stadtallendorf. Mit einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust in Auschwitz begegneten die Menschen im Landkreis einer Vergangenheit, die auch in Stadtallendorf noch immer ihre Spuren zeigt.


„Das Schicksal der Menschen, derer wir heute gedenken, muss für uns eine Mahnung sein“, betonte Bürgermeister Christian Somogyi in seiner Rede, „die Erinnerung an die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte ungeschönt zu bewahren und den Gefahren, die unserer freiheitlichen Grundordnung drohen, entschieden entgegenzutreten.“


Versammelt im Dokumentations- und Informationszentrum, welches im ehemaligen Verwaltungsgebäude der einstigen Dynamit-Nobel AG angesiedelt ist, beteiligten sich Landrätin Kirsten Fründt, Kreistagsvorsitzender Detlef Ruffert und Oberbürgermeister Dr.
„Der Holocaust zählt für mich zu dem Schlimmsten überhaupt, was Menschen anderen Menschen im 20. Jahrhundert angetan haben. Diese Gräuel des Nationalsozialismus werden in der heutigen Zeit immer häufiger verharmlost. Deswegen müssen wir immer wieder darauf hinweisen. Es ist unsere Verantwortung, das Bewusstsein gegen Rassismus und Antisemitismus zu schärfen und dem stellen wir uns auch“, machte Landrätin Kirsten Fründt deutlich.
„Wir leben in einer Zeit, in der Erinnern nicht mehr genügt. Wir leben in einer Zeit, in der wir Vorurteilen widersprechen, in der wir uns dem Unrecht entgegenstellen müssen, in der wir nicht wegsehen können und dürfen. Es ist an uns, vorzuleben, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Wir vergessen nicht!“, machte auch der Marburger Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies deutlich.


Neben musikalischen Beiträgen der evangelischen Sing- und Musikschule Stadtallendorf gab es außerdem Lesungen, die bewegende Einblicke in die grausame Realität der Verfolgung und Ermordung jüdischen Mitbürger gaben. Sebastian Sack las aus dem Buch „Mein verwundetes Herz“ den letzten Brief, den die jüdische Ärztin Lilly Jahn an ihre fünf Kinder geschrieben hatte, bevor sie nach Auschwitz gebracht und ermordet wurde. Mechthild Grabner vom Hessischen Landestheater Marburg las die Todesfuge von Paul Celan. Darin heißt es etwa „dann steigt ihr als Rauch in die Luft, dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng“.
„Wir sprechen heute Abend nicht einfach anonym über „die Opfer“ dieser unfassbaren Grausamkeit. Wir sprechen über Menschen, die damals auch hier bei uns aus unserer Mitte gerissen und ermordet wurden. Indem wir ihrer aufrichtig gedenken, sie als Menschen betrauern und Verantwortung übernehmen, geben wir ihnen jene Menschlichkeit zurück, die ihnen das unmenschliche Regime der Nationalsozialisten hat nehmen wollen“, so Sebastian Sack von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.


Der Gedenktag im DIZ war eine gemeinsame Veranstaltung des Kreises mit der Universitätsstadt Marburg, der Stadt Stadtallendorf, der Georg-Büchner-Schule in Stadtallendorf, der Alfred-Wegener-Schule in Kirchhain, der Martin-Luther-Schule in Marburg sowie der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Holocaust
Autor/in: Anke Koob
Quelle: Landkreis Marburg-Biedenkopf