Seiteninhalt
07.11.2019

25 Jahre DIZ

„Wir gehen dorthin immer nach Hause“


25 Jahre DIZ Stadtallendorf: Aufarbeitung der NS-Geschichte


Stadtallendorf. Es bewegte, hinterließ Spuren in den Herzen, dieses Grußwort der Ehrenbürgerin Eva Pusztai-Fahidi. Sie schickte Worte, die erinnerten und versöhnten, nach Stadtallendorf. Verlesen von Nina Flanderka, waren sie Teil einer Feier Aus Anlass der Gründung des Dokumentations- und Informationszentrums, kurz DIZ genannt. „Uns ehemaligen Münchmühlerinnen strahlt unser DIZ-Museum etwas Wärme aus, wir gehen dorthin immer nach Hause, die Gegenstände und die Geschichten sind uns dort bekannt“, ließ Eva Pusztai-Fahidi aus der Ferne wissen. Sie war eine der 1000 ungarischen Jüdinnen, die während des Zweiten Weltkrieges im KZ-Außenkommando Münchmühle inhaftiert waren und für die DAG arbeiten mussten. Auch wegen ihnen, die nach ihrer Entlassung, wie sie weiter mitteilte, „als ständigen Wohnort das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und als Beschäftigung ehemaliger KZ-Häftling als Identität“ in den Begleitpapieren verzeichnet bekamen, wurde das DIZ am 4. November 1994 gegründet. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Dynamit-AG, DAG, besteht das Zentrum seither als Ort der Erinnerung und seit 2010 auch als Stadtmuseum. „
Verantwortung verjährt nicht“, so Bürgermeister Christian Somogyi bei der Feierstunde. Er bedankte sich bei jenen, welche die Arbeitsgruppe zur Installation eines DIZ in Stadtallendorf gründeten: Dr. Harald Horn, Wolfgang Häsing, Hans-Jürgen Wolff und Dr. Bernd Klewitz. Heute sind es Fritz Brinkmann-Frisch, Heinz Wegener, Nina Flanderka, Marzena Siemon und Helmut Hermann, die sich um die Arbeit im Zentrum kümmern. Sie organisieren die Dauerausstellung, führen Besucher und Schulklassen und erinnern daran, dass das DIZ in Stadtallendorf eine der vier hessischen Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus ist.
Die Schritte zur Aufarbeitung der Geschichte waren in den 80er Jahren umfangreich: Schüler der Georg-Büchner-Schule Stadtallendorf sowie der Alfred-Wegener-Schule Kirchhain hatten sich engagiert. 1988 wurde die Gedenkstätte Münchmühle eingeweiht, im Oktober 1990 lud Stadtallendorf zu einer Begegnungswoche ein. Zeitzeugengespräche mit Eva Pusztai-Fahidi gehören noch heute mit zur Aufarbeitung. Sie wurde 2014 zur Ehrenbürgerin ernannt. Das Dokumentations- und Informationszentrum wird durch die Stadt, den Landkreis sowie das Gedenkstättenreferat der Hessischen Landeszentrale finanziert.
Im Mittelpunkt des Festaktes stand der Vortrag „Aufklärung durch Erinnerung. Die Arbeit des Dokumentations- und Informationszentrums Stadtallendorf in dürftiger Zeit“ von Stadtrat Prof. Dr. Thomas Noetzel. Weiter sprachen Landrätin Kirsten Fründt, Felix Münch als Vertreter der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und Dr. Gunnar Richter, Vertreter der hessischen Gedenkstätten. Rück- und Ausblick auf die Arbeit des DIZ bot Fritz Brinkmann-Frisch.

Autor/in: Anke Koob
Quelle: Magistrat Stadtallendorf