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Niederklein

Das an einer vorgeschichtlichen Wegekreuzung und oberhalb einer alten Glene-Furt gelegene Dorf Niederklein findet erstmals in einer Fuldaer Urkunde aus der Zeit von 780 bis 802 Erwähnung. Bereits um 917/18 besaß der Ort eine Kirche mit einem wahrscheinlich vorbonifatianischen Blasiuspatrozinium. Bis 1256/1264 wurde auch das benachbarte Schweinsberg von Glee aus kirchlich betreut. Um 1248 wird aus Niederklein (Gleyne) ein großer mainzischer (Fron-)Hof überliefert, der auf dem späteren Wehrkirchhof, dem größten im Umkreis, zu erschließen ist. Aufgrund der beträchtlichen Einkünfte muß er als ein bedeutender Wirtschaftshof (vermutlich Nachfolger eines fränkischen Herrenhofes und eines Villikationszentrums des Amöneburger Klosters) sowie als Mittelpunkt einer Mainzer Grundherrschaft angesehen werden.

Sein Einzugsbereich erstreckte sich von Rüdigheim bis zu den heutigen Wüstungen Hedegershausen und Habertshausen im Tal der Gleen bzw. des Haberbachs. Niederklein war außerdem einst mainzischer Gerichtsvorort (mit einer Gerichtslinde vor dem Wehrfriedhofseingang) und Stammsitz der Ritter- und Ministerialenfamilie von Glene. Die Erbtochter Else von Glene und ihr Gemahl Adolf Rau von Holzhausen verkauften den Adelshof um 1407 an den Erzbischof von Mainz, der ihn am 19. November 1417 dem Stift St. Johann in Amöneburg schenkte.- Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 fiel schließlich das Dorf samt dem Hofgut an Kurhessen. Die heutige Gleer Pfarrkirche wurde nach einem furchtbaren Dorfbrand, dem auch die Vorgängerkirche zum Opfer gefallen war, von 1702 bis 1706 erbaut, 1886/87 einer gründlichen Innenrenovierung unterzogen und 1971 durch einen Anbau erweitert. Der mächtige, dreigeschossige Wehrkirchturm mit einer steinernen Pechnase stammt noch aus dem 14. Jahrhundert.

Mit fast 1650 Einwohnern ist Niederklein der größte Stadtteil und besitzt seit 1978 ein Bürgerhaus.

Zur Geschichte des Stadtteils vgl. Ortwin Koch, Glene im Lahngau ( 1997; Stadtallendorf. Geschichte einer jungen Stadt, Bd. 4.).

Einen ausführlichen Bericht über die Kirche erhalten Sie hier .

Geschichtliche Informationen über die Kirche, zusammengetragen von Herrn Ortwin Koch, können Sie hier nachlesen.

Niederklein verdankt seinen Namen dem Bach Glene/Gleen/bzw.Klein, (von der Kirschbrücke bis zur Mündung in die Ohm).Der alte Gewässername Glene ist keltischen Ursprungs und bedeutet "reines Wasser". Über "Niedernglein" und "Nider Glene" geht der heutige Ortsname auf das ursprüngliche Glene zurück, wie viele Urkunden zweifelsfrei belegen. Die Mundart hat in der Bezeichnung "Glee" für Niederklein und "Gleer" für dessen Einwohner den früheren Namen des fränkischen Dorfes Glene über viele Jahrhunderte bis heute bewahrt, wobei sich das "n" im Laufe der Zeit beim Sprechen abgeschliffen hat.